Ein Produktinformationssystem verändert das Marketing
„Ein Produktinformationssystem verändert das Marketing“: Interview mit Alexander Zindler
via mobilbranche.de / locationinsider.de
Alexander Zindler leitet seit beinahe zehn Jahren die Digitalisierungsprozesse des klassischen Katalogversandhändlers GRUBE KG Forstgerätestelle aus der Lüneburger Heide. In dieser Funktion setzte er auch die zentrale Produktdatenhaltung im internationalen Firmenverbund des Mittelständlers um. Seine Abteilung ist heute zentraler Dreh- und Angelpunkt beim Ausspielen von Produktdaten in alle Kanäle und interner Impulsgeber für die Prozessdigitalisierung im internationalen Umfeld der Firmengruppe. Im Vorfeld von PROKOM, dem Kongress für die (internationale) Produktkommunikation über alle Kanäle am 27. & 28. Juni in Düsseldorf, haben wir mit Alexander Zindler über sein Vortragsthema auf der PROKOM gesprochen: den Einfluss von Produktinformationssystemen (PIM) auf die Prozesslandkarte eines mittelständischen Unternehmens.
Location Insider: Produktinformationssysteme (PIM) – die Abkürzung liest man häufiger, aber nicht jeder weiß genau, was sich dahinter verbirgt. Können Sie ein PIM kurz beschreiben?
Alexander Zindler: Das PIM hält alle Produktdaten in einem zentralen System und ist aus diesem heraus in der Lage, alle Kanäle mit konsistenten Daten zu versorgen. Das PIM ist dabei meist als Ergänzung zum Warenwirtschaftssystem zu verstehen, das die Artikelstammdatenhaltung übernimmt. Im PIM werden also Produkte mit allen Informationen angereichert, die für Vertriebs- und Marketingzwecke gebraucht werden.
Location Insider: Welche Vorteile bietet mir ein solches System? Ist das nicht eher etwas nur für die ganz Großen einer Branche? Wieso sollte ich als mittelständischer Händler bzw. Unternehmen ein solches System einsetzen?
Alexander Zindler: Vor der Einführung eines PIM Systems steht meist eine dezentrale Datenhaltung in unterschiedlichster Form und Ausprägung. Excel-Tabellen und Worddokumente beim einen, bei dem anderen vielleicht sogar noch abgeheftete Unterlagen in gedruckter Form. Die Probleme, die sich daraus ergeben sind klar: Dopplungen, Inkonsistenzen, Sprach- und Versionskonflikte, Probleme bei Formatänderungen oder bei Anbindungen an Kunden- oder Lieferantensysteme, um nur ein paar zu nennen. Das treibt die Kosten des Produktdatenmanagements nicht nur in die Höhe, sondern kann sich auch entscheidend auf den Erfolg und das Wachstum des Unternehmens niederschlagen. Ein PIM greift genau hier ein. Es ist in der Lage, ohne großen Aufwand mit nach- und vorgelagerten Systemen zu kommunizieren und die Produktdaten in alle wichtigen Kanäle auszuspielen.
Es gibt viele PIM Systeme auf dem Markt, da ist für jeden etwas dabei. Nicht nur für die Großen. Entscheidend ist dabei nicht die Frage nach der Unternehmensgröße, sondern nach dem Umfang und der Art an Produktinformationen, die gehalten werden müssen. Wenn ein Unternehmen nur 5 Produkte im Portfolio hat, wird die Datenhaltung und –verwaltung auch in Excel und Word noch reibungslos klappen. Geht es um einige Tausend, sieht die Sache schon anders aus. Da wird man über kurz oder lang an einem solchen System nicht vorbei kommen. Auch und vor allem als Mittelständler muss man flexibel sein. Daten „mal eben“ in einen Kanal ausspielen oder einem Geschäftspartner zur Verfügung stellen können. Und das geht nur, wenn die Datenhaltung entsprechend aufgestellt ist.
Location Insider: Die Einführung eines PIM geht sicherlich nicht von heute auf morgen. Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen?
Alexander Zindler: Man sollte sich klar sein, was mit der Einführung eines solchen Systems auf einen zukommt. Entscheidend dabei sind nicht nur die Kosten des Systems, sondern vor allem die anfallende Arbeit an den Produktdaten. Das kann meistens nicht extern vergeben werden, hier geht es schließlich um die eigenen Produkte, die Kernkompetenz des Unternehmens in Wort und Bild. Das PIM wird erst einmal keine Zeit sparen, sondern viel Arbeit machen. Und die Produktdatenhaltung ist auch keine Eintagsfliege, sondern kostet auch im Regelbetrieb Ressourcen. Das muss man sich vor Augen halten. Ein PIM macht nicht weniger Arbeit, es vermeidet Fehler und eröffnet Wege und Möglichkeiten, die einem mit einer manuellen, dezentralen Datenhaltung gar nicht erst möglich gewesen wären.
Location Insider: Mit der Einführung der technischen Komponente allein ist es sicherlich nicht getan. Was ist mit den Prozessen im Unternehmen? An welcher Stellen muss umgedacht werden? Was muss vielleicht geändert werden?
Alexander Zindler: Die Arbeit des Produktdatenmanagements verändert sich durch ein PIM. Wo man vorher noch jedem Mitarbeiter zutrauen konnte, einen kurzen Text als Worddokument abzuspeichern, steht heute die Anwendung eines meist komplexen Datenbanksystems dahinter. Aus vielen kleinen unstrukturierten Prozessen der Produktdatenhaltung wird ein zentraler Workflow. Der Prozess als solches wird klarer definiert und zentralisiert. Möchte man alle Möglichkeiten eines solchen Systems voll ausschöpfen, wird die Datenhaltung aber auch schnell komplex. Mehrere Texte, unterschiedliche Bilder, Videos, Artikelbeziehungen usw. Dafür ist nicht jeder Mitarbeiter affin. Die Arbeit an den Produktdaten verlagert sich. Wo vorher noch viele Mitarbeiter mitgewirkt haben, gibt es dann auch eine, dem Arbeitsumfang entsprechend dimensionierte Abteilung, die hauptverantwortlich mit Produktinformationen arbeitet.
Location Insider: Welchen Einfluss auf das Produktmarketing hat ein PIM?
Alexander Zindler: PIM macht das Marketing einfacher. Wo man sich vorher erst umständlich relevante Informationen zusammensuchen musste, hat man diese jetzt in der Regel auf einen Blick vor Augen. Und genauso schnell für ein nachgelagertes System bereitgestellt. Webshops werden genau wie Printkataloge schnell und sicher mit guten Daten bedient. Das PIM ist für das Marketing ein verlässlicher Partner und Grundlage für alle weiterführenden produktbezogenen Aktivitäten.
Location Insider: Vielen Dank für das Interview!