Bauindustrie in Not: Insolvenz trifft Firma mit 400 Mitarbeitern
Die Bauwirtschaft steckt weiterhin in Schwierigkeiten, es wird schlichtweg zu wenig gebaut. Ein Unternehmen mit 400 Mitarbeitern ist insolvent.
Deutschland erlebt gerade durch alle Branchen hinweg eine Pleitewelle. Im August traf es ein Unternehmen, das medizinisches Personal bereitstellt, einen Getränkehersteller und Aldi-Zulieferer ebenso wie einen Marktführer in der Zuliefererbranche. Besonders hart getroffen hat es in den vergangenen Monaten jedoch die Baubranche, die aufgrund steigender Zinsen und hoher Baukosten kaum noch Aufträge zu verbuchen hat. Nun hat es die nächste Baufirma getroffen.
Gussek Haus aus Niedersachsen ist insolvent: Bauprojekte gehen weiter
Der Fertighausanbieter Gussek Haus aus Nordhorn (Niedersachsen) hat einen Insolvenzantrag gestellt, wie mehrere Medien, wie der NDR und die Neue Osnabrücker Zeitung berichten. Als Insolvenzverwalter wurden Stefan Meyer und Christian Kaufmann bestellt. Das Unternehmen beschäftigt dem NDR zufolge 346 Mitarbeiter am Hauptsitz in Nordhorn sowie weitere 47 in Sachsen-Anhalt. Der Betrieb soll zunächst weiterlaufen, die laufenden Bauprojekte würden uneingeschränkt fortgeführt.
Gussek Haus wurde 1951 ins Leben gerufen und baut nach eigenen Angaben jedes Jahr bis zu 300 Fertighäuser. Das Unternehmen wird seit 2009 von Frank Gussek geführt, befindet sich also weiter in Familienhand. Das Unternehmen baut nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz sowie in den Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande, Luxemburg).
Kein Einzelfall: Zahl der Insolvenzen bleibt hoch
Die anhaltende Pleitewelle hat sich nach Angaben der Unternehmensberatung Falkensteg im zweiten Quartal etwas abgeschwächt. Doch verharrt die Zahl der Großinsolvenzen „auf einem besorgniserregend hohen Stand“, wie es im Insolvenzreport für das Quartal heißt.
„Wir erleben gerade eine kurze Verschnaufpause, aber die Gesamtlage deutet auf einen weiteren Anstieg der Zahlen hin“, warnt Jonas Eckhardt, Studienautor und Partner bei Falkensteg. Als Haupttreiber nennt er die anhaltende Konjunkturschwäche, hohe Zinsen bei Firmenkrediten und zunehmende Zahlungsprobleme von Kunden. Betroffen im zweiten Quartal waren primär die Automobilzulieferer mit sechs Anträgen, gefolgt vom Einzelhandel, Modeunternehmen und der Gebäudebranche mit jeweils fünf Verfahren.
Pleitewelle im zweiten Halbjahr prognostiziert: Toxischer Mix trifft Unternehmen
„Das zweite Halbjahr verspricht einen Sturm von Firmenpleiten. Zumal die zweite Jahreshälfte immer deutlicher höhere Fallzahlen aufweist“, prognostiziert Restrukturierungsexperte Jonas Eckhardt.
„Die Stimmung bei den Unternehmern ist so schlecht wie lange nicht mehr“, erklärt Jürgen Matthes, Leiter internationale Wirtschaftspolitik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln im Gespräch mit dem Insolvenzreport. Er sieht einen toxischen Mix aus höheren Energie- und Verbraucherpreisen, einem weltweiten Nachfrageeinbruch und nationalen Problemen wie hohen Arbeitskosten sowie enormen Bürokratie- und auch Steuerlasten. Und dann seien da noch die internationalen Risikofaktoren: „unzuverlässige Lieferketten aus autokratischen Staaten, ein möglicher Taiwan-Konflikt und eine Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus könnten die Exporteure erheblich treffen“, ergänzt Matthes.