Das grüne Museum 2022 – Der Rückblick
Mit dem Schwerpunkt „Nachhaltigkeit und Risiko – Die ökologische Transformation in Museen & Depots“ wieder konnte Das grüne Museum über 200 Verantwortliche aus Museen und museumsnahen Institutionen auf den drei Veranstaltungsterminen begrüßen. „Endlich wieder präsenz“, so eine Teilnehmerin „nach 2 Jahren ist der Austausch von Angesicht zu Angesicht so wichtig!“ Hier haben wir für Sie unsere persönlichen Highlights zusammengefasst.
Die Veranstaltungsreihe Das grüne Museum hat sich als Plattform etabliert. Die Qualität der Vorträge konnte noch weiter gesteigert werden, was sich eindrucksvoll in der Agenda dargestellt hat,“ so Bernhard Klier. Die Mischung des Publikums bestehend aus Museumsdirektoren, Restauratoren, Kuratoren, technischen Leitern aus Museen, Architekten, Mitarbeitern aus öffentlichen Verwaltungen und Politik sowie Geschäftsführern von Dienstleistungsunternehmen und Vertretern aus Wissenschaft und Forschung gaben der Veranstaltung eine einmalige Vielfalt als Diskussionsforum. Besonders erfolgreich stellte sich die Zusammenarbeit der Industrie mit der Forschung und Wissenschaft in diesem Umfeld dar, wovon die zahlreichen Museumsvertreter sehr profitierten.
Das Primat der Nachhaltigkeit – gemeinsam auf dem Weg zum Grünen Museum
In diesem Jahr führte führte Prof. Dr. Stefan Simon (Rathgen-Forschungslabor, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz) durch das Vortragsprogramm mit zahlreichen Beispielen aus dem Museumsalltag. „Es wird kein schöner Vortrag heute. Wir sind leider nicht weit genug auf unserem Weg zum Grünen Museum, sondern nur Hühnerdabber“, so Herr Prof. Dr. Simon direkt am Anfang des Kongresses. Den Grund kennen wir alle, doch wie wir gemeinsam den Weg zum Grünen Museum öffnen und ebnen können, erfuhren die Teilnehmer:innen aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Italien und Belgien in Dresden, Frankfurt und München.
Vom Klimakiller bis zum Vorreiter
Nachhaltiges Ausstellen ist mehr als die Frage nach umweltfreundlichen Materialien oder dem Druck auf Recyclingpapier. Nachhaltiges Ausstellen beginnt bereits bei der Frage, mit welcher Haltung Ausstellungen in und für Museen entwickelt und umgesetzt werden. Neben den Zielen, die mit dem Projekt verfolgt werden, dem Purpose und der frühzeitigen Einbindung des Zielpublikums ist es wichtig, die ökologische und soziale Nachhaltigkeit von Anfang an mitzudenken: Hierzu gaben Sina Herrmann (Deutscher Museumsbund e.V.) und Stefanie Dowidat (Museologin M.A., Dipl.-Ing. Ausstellungsarchitektin, LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum) exklusive Einblicke und praktische Arbeitshilfen sowie langfristige Perspektiven für Museen. Auch Dr. Nina Schallenberg (Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin) bewichtigte noch einmal, dass Nachhaltigkeit weitaus mehr bedeutet als nur umweltfreundlich oder ressourcenschonend zu arbeiten.
Culture for Future
Immer mehr Kultureinrichtungen machen sich auf den Weg, nachhaltiger zu werden und ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu leisten. Doch wie kann das konkret gestaltet werden? Welche Schritte können Kultureinrichtungen in der Umsetzung und Kommunen in der Unterstützung unternehmen? Mit diesen Fragestellungen hat sich das Projekt „Culture for Future“ auseinandergesetzt. Zwölf Dresdner Kultureinrichtungen unterzeichneten die „Dresdner Charta für Nachhaltigkeit im Kultursektor“ und bekennen sich damit klar zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in ihren Häusern. Was das Projekt besonders auszeichnet, ist sein partizipativer Charakter. Und wie die Implementierung nachhaltiger Entwicklung in Kunst und Kultur funktioniert, berichtete Juliane Moschell (Amt für Kultur und Denkmalschutz, Landeshauptstadt Dresden).
„Unser Geschäftsmodell ist die Ewigkeit!“ Matthias Mühling (Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München) berichtete über die Arbeit des Lenbachhauses: gestern, heute und auch morgen und wie ein Museum auf dem Weg in die Klimaneutralität gebracht werden kann. So hat auch Stefan Charles (Amt des Beigeordneten für Kunst und Kultur, Stadt Köln) mit seinem Advocacy Paper „Grüne Museen, jetzt!“ reagiert und einen Anstoss für das weitere Vorgehen zu „Grünes Museum – jetzt!“ gegeben. Bei dieser Initiative handelte es sich um einen offenen Brief an Frau Prof. Dr. Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, in welchem die Direktor:innen führender deutscher Kunstmuseen von Deutschland mehr Anstrengung zur Bewältigung klimapolitischer Herausforderungen und einen ‘Green New Deal‘ für Museen fordern.
Mit einem weiteren Beispiel aus der Praxis konnte Dr. Ursula Grzechca-Mohr (Städtisches historisches Museums / Museum Gotisches Haus und Horex Museum, Stadt Bad Homburg vor der Höhe) überzeugen. Sie gab uns einen genauen Einblick in das Städtische historische Museum, dessen Bedingungen für den Erhalt einer vor 100 Jahren begonnenen, vielspartigen Sammlung enorm und unterschiedlich sind. Die Mindestanforderung aber ist: eine konstante Temperatur von 20 Grad C und eine Luftfeuchte von max. 50 %. Das Gebäude befindet sich in der Kernsanierung – ob alle Pläne realisiert werden können, wird sich 2024 erweisen.
Auch die wissenschaftliche und technische Seite wurde berücksichtigt
2022 – What do we know about object vulnerability of cultural heritage objects? Prof. Łukasz Bratasz (Jerzy Haber Institute of Catalysis and Surface Chemistry, Polish Academy of Sciences) hat mit Prof. Dr. Simon die wissenschaftliche Seite zum Green New Deal statistisch gezeigt und für Staunen im Publikum gesorgt.
„Es wichtig, dass sich Restaurator: & Wissenschaftler:innen zu Objektschutz, Erhalt, Klima äußern & nicht immer nur Kunsthistoriker:innen. Also Menschen, die sich mit Temperatur & Feuchte auskennen“, sagte Prof. Dr. Simon. Sein Fazit mit Sprengkraft: „Wir tun einfach noch nicht genug! Wir sollten uns am konservatorisch Nötigen, nicht technisch Möglichen orientieren! Denn es ist eigentlich schon viel zu spät!“
„Das beste Haus ist dasjenige, das ich nicht baue!“ Aber, wenn wir bauen, müssen wir dringend einsparen! Der Vortrag von Prof. Volker Huckemann (Dipl.-Ing. Architekt und Professor Bauphysik und energieeffiziente Gebäude, Hochschule Bochum) stellte eine Verbindung her zwischen den aktuellen Diskussionen im Bereich der Architektur, dem Klimawandel und den daraus resultierenden Anforderungen an Neubauten und Sanierungen. Hieraus wurden Chancen für nachhaltige und energieeffiziente Museumsgebäude abgeleitet. Beispiele aus der Praxis ergänzten das Gesagte und rundeten den Vortrag ab. „Die Gebäudehülle ist maßgeblich für das Energieverhalten von Gebäuden verantwortlich.“ So hat der Architekt Dr. Jan Serode nachhaltige Gebäudetechnologie durch vorgesetzte Fassadensysteme und künstlicher Intelligenz an diversen Beispielen aufgezeigt und für Diskussionen gesorgt.
Die Ausrichtung der Veranstaltungsreihe Das grüne Museum berücksichtigt neben Vorträgen aus der Museumspraxis auch die Industrieunternehmen, was durch die nächsten Beiträge sehr anschaulich verdeutlicht wurde. Ein kombinierter Anbieter-Vortrag durch Christoph Immel (Beckerbillett GmbH) und Daniel Clasen (komma,tec redaction GmbH) zeigten eine andere Seite auf mit dem Thema Digital Signage – in Verbindung mit einem modernen Ticketingsystem. Was ist Nachhaltig in Kunst und Kultur? Diese Frage beantwortete Tobias Hendrik Jonk aus Sicht von der Zumtobel lighting GmbH mit anschaulichen Beispielen aus der Praxis, u.a. dem Guggenheim Museum in Bilbao, in dem Zumtobel eine nachhaltige Sonderlichtlösung entwickelte. Wie Nachhaltigkeit als ein Vergabekriterium bei Ausschreibungen aussieht, erklärte Alexander Prinz von Croÿ (Bruynzeel Archiv & Bürosysteme GmbH).
Die Mittags- und Kaffeepausen wurden ausgiebig zum Networking und Austausch genutzt. „Die Veranstaltung war wirklich sehr gut, sehr interessant und sehr informativ für mich. Ein MUSS für jeden, die sich mit diesen Thematiken beschäftigen.“ So eine Stimme aus dem Publikum.
Insgesamt wurde die Veranstaltungsreihe „Das grüne Museum“ wieder durchweg positiv bewertet. Es zeigte sich das das Thema Nachhaltigkeit und „grünes“ Museum im DACH-Bereich zum Teil noch nicht angekommen ist und ein weiter Weg zu beschreiten ist. Im internationalen Vergleich sind die Museen bei diesem Thema schon weiter.
Wir haben noch eine weiten Weg vor uns, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir bedanken uns für die Expertise bei allen Referent:innen und Sponsoren. Wir bedanken uns auch ganz herzlich bei allen Teilnehmer:innen, die regen Diskussionen und auch Anregungen und aktuellen Thematiken. Das Thema Nachhaltigkeit in Museen, Depots und Archiven ist aktueller denn je. „Die Veranstaltung war top organisiert und ich konnte mir für die weiteren Sonderausstellungen und unsere anstehende Generalsanierung einige spannende Ideen mitnehmen.“, so Herr Dr. Kuchler vom Museum und Archiv der Stadt Villach.
„Es geht darum den Kulturbetrieb und die kulturelle Infrastruktur zu erhalten und die ökologische Transformation voranzubringen, also den sog. „Green New Deal für Museen und Depots.“ so Bernhard Klier, Geschäftsführender Gesellschafter bei Neue DEUTSCHE KONGRESS GmbH, „sodass wir weitere Beispiele in den nächsten Jahren besprechen und vorstellen werden!“
Das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Museen, Depots und Archive führt immer wieder zu einem regen Austausch unter den Verantwortlichen. Aufgrund der hohen Qualität der Vorträge, der überwältigenden Teilnehmerresonanz und der sehr guten Unterstützung durch unsere Kooperationspartner stehen die Termine für 2023 schon fest. Save The Date:
- 28.09.2023 in Berlin
- 18.10.2023 in Köln
- 26.10.2023 in München