IT, Marketing, Produktkommunikation

Die Schlüsselrolle der Stammdaten in der digitalen Revolution: SAP S/4, Datenqualität und die Zukunft der Unternehmensstrategie

Mit starken Marken, Innovationen und Technologien hält Henkel mit seinen drei Unternehmensbereichen führende Marktpositionen – sowohl im Industrie- als auch im Konsumentengeschäft: So ist Henkel Adhesive Technologies globaler Marktführer im Klebstoffbereich. Auch mit den Unternehmensbereichen Laundry & Home Care und Beauty Care ist das Unternehmen in vielen Märkten und Kategorien führend.

Saubere Stammdaten sind ein wichtiges Kriterium für den schnellen Erfolg einer Digitalisierungsinitiative, so Mürsel Inan. Herr Inan verfügt über 15 Jahre Berufserfahrung im Bereich Master Data Management mit den Prioritäten Strategie und Governance. Fokusbranchen hierbei waren Stahldistribution, Maschinenbau, Handel und aktuell die Konsumgüterindustrie. Fachlicher Schwerpunkt lag dabei eher auf den logistischen Stammdaten wie z.B: Material, Kunde und Lieferant. Doch bevor er seine Expertise zum Thema Prozesse in einer Arbeitsgruppe auf dem Stammdaten Forum 2023 preisgibt, erfahren wir vorab mehr im Interview.

 

Haben Sie bereits auf SAP S/4 umgestellt?

Die Transformation zu einem S/4 System ist bei uns in der Pipeline.
Im Bereich der reinen Stammdaten sehe ich keine großen Veränderungen zu den aktuellen ECC-Systemen. Bei den 3 wichtigsten Stammdatenobjekten Material, Business Partner und Finanzstammdaten, gibt es zwar einige Veränderungen, die aus meiner Sicht aber nicht signifikant sind. Zum Beispiel werden einige SAP-Materialarten konsolidiert und der Business Partner für Kunden und Lieferanten ist nun Pflicht (viele Firmen haben dies aber in Ihrer ECC-Systemlandschaft bereits eingeführt). Somit wird aus meiner Sicht die Herausforderung während der Transformation eher in den Bereichen Migration, Datenqualität und Datenverfügbarkeit liegen.
Den höchsten Veränderungsgrad sehe ich in den Prozessen und in den Integrationsthemen; sowohl innerhalb der eigenen Systemlandschaft, wie aber auch die Anbindung und Nutzung von externen Systemen und Partnern.

SAP stellt mit dem S/4 Cloud ein breiteres Spektrum an Standard-Businessprozessen zur Verfügung. In beiden Dimensionen erhöht sich der Reifegrad. Auf der einen Seite wird die mitgelieferte „out oft the box“ Prozessvielfalt breiter und tiefer und auf der anderen Seite erhöht sich der Abdeckungsgrad über unterschiedliche Branchen hinweg. Somit findet ein Wandel grundlegender Rahmenbedingungen statt. Es heißt dann immer weniger „SAP wird an unsere individuellen Prozesse angepasst“, sondern „Wir wechseln auf die Best-Practise Prozesse von SAP“. Hierbei sollte das Thema Changemanagement eine entscheidende Rolle spielen – was leider sehr oft vernachlässigt wird.

 

Welchen Beitrag können Master Data Abteilungen zur Unterstützung der Digitalisierungsstrategie von Unternehmen leisten?

Ist dieser in der Gesamttransformation eher hoch, mittel oder gering?

Verfügbarkeit von Informationen in der richtigen Qualität und zum richtigen Zeitpunkt sind für moderne Unternehmen entscheidend. Insbesondere bei logistischen Vorgängen und Lieferketten, die sich zunehmend auf automatisierte Prozesse stützen, spielt die Konsistenz und Verfügbarkeit der „richtigen“ Daten eine wichtige Rolle. Somit sind saubere Stammdaten ein wichtiges Kriterium für den schnellen Erfolg einer Digitalisierungsinitiative.

Kennen Sie konkrete Beispiele hierfür?

Master Data Abteilungen sollten zukünftig als „Enabler“ agieren. Die reine Verwaltung von Stammdaten ist langfristig zu wenig. Hier wird die KI/ML zukünftig Aufgaben übernehmen können und die Abteilungen entlasten.
Proaktive Vorschläge, um die Business Prozesse zu optimieren oder die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen um neben dem Hauptprodukt (Physisch, digital oder als Dienstleistung) erweiterten Mehrwert zu liefern.

In einem meiner vorhergegangenen Unternehmen haben wir mit unserem Kunden einen gemeinsamen Standard zur Beschreibung von Produktspezifikationen definiert und die Produktdatenblätter in einem PDF A3 Format (PDF + XML im Hintergrund) zur Verfügung gestellt. Somit konnte der Kunde die Daten direkt in sein System einlesen und durch die schnelle Verfügbarkeit der Daten seine Produkte auch schneller auf den Markt bringen (Time to market).

 

Durch die Globalisierung und des Kostendrucks auf den Weltmärkten wird der Informationsbedarf von Menschen und Maschinen zukünftig weiter steigen. Wie können Stammdaten hier unterstützen?

Für den Menschen: Maximale Flexibilität in Bezug auf den Zugang und Konsumierbarkeit der Daten, über System- und Landesgrenzen hinweg.
Für die Maschine: Eine gemeinsame „Kommunikationssprache“ damit die Maschinen besser und schneller miteinander kommunizieren können.

Welchen Beitrag hierzu leisten? – Möglicherweise durch eine intensivere Verwendung von Standard und damit Schaffung einer gemeinsamen „Sprache“, die von unterschiedlichen Maschinen gleichermaßen interpretiert werden kann?

Standards werden sicher immer wichtiger und bieten zwei signifikante Vorteile. Zum einen liefern sie in der Regel ein einheitliches Datenmodell (Quantität) und zum anderen helfen Sie bei der richtigen Interpretation von Daten (Qualität). Ein Mehrwert für das Business entsteht erst, wenn aus den Rohdaten bedarfsgerechte Informationen generiert werden können. Hierfür sind Inhalte zum Kontext unabdingbar.

Nutzen Sie bereits Standards (ISO, GS1, eCl@ss, …) in Ihrem Unternehmen? Wenn ja, was ist die primäre Anwendung?

Wir nutzen bereits GS1 für einen Teil unserer Produkte. Der Reifegrad von eClass für unser Produktportfolio ist leider noch zu gering. Daher nutzen wir diesen Standard aktuell nicht.

 

Aufgrund der aktuellen geopolitischen Krisen überlegen Unternehmen, wie sie ihre Widerstands- und Anpassungsfähigkeit gegenüber unkontrollierbaren Veränderungen stärken können. Hierzu werden Strategien zur Optimierung der Supply Chain- und Produktionsresilienz erarbeitet.

Brauchen wir auch eine Strategie für eine „Stammdatenresilienz“?

Die Antwort hierfür ist „Geschwindigkeit“. Wir sollten unsere Stammdatenkonzepte so gestalten, dass sie in der Lage sind, auch auf kurzfristige Änderungen schnell reagieren zu können

Wie könnte dieser Aussehen und welche spezifischen Themen müssten berücksichtigt werden?

Ein wichtiger Punkt ist sicher eine vermehrte Kooperation mit unseren externen Business Partnern (Kunden, Lieferanten und Behörden), um Daten schnell, kostengünstig und effizient auszutauschen.


Glauben Sie, dass die direkte Integration von Data Analytics Spezialisten in eine Master Data Abteilung diese eher sinnvoll ergänzen oder den Arbeitsfokus verzerrt?

Eindeutig ein „ja“. Darüber hinaus nehme ich wahr, dass auch einzelne Fachabteilungen wie z.B. Einkauf, Marketing,… vermehrt Mitarbeiter mit hoher Datenkompetenz suchen. Für mich ist dieser Trend klar erkennbar.

 

 

 

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