IT, Marketing, Produktkommunikation

Ein PIM-System bietet erhebliche Effizienzvorteile im Unternehmen

Interview mit Gerald Lobermeier über PIM bei der PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG. #PROKOMDataDays

 

 

Seit 1923 ist PHOENIX CONTACT ein Unternehmen in Familienbesitz. Gegründet als Handelsvertretung für Industrieprodukte hin zum Global Player mit Standorten weltweit: Seit 100 Jahren sorgen Menschen mit Leidenschaft für Technologie und Innovation für den Erfolg des Unternehmens. „Seit 100 Jahren machen uns Verbindungen stark – sowohl technologisch als auch menschlich.“ Mit ihrem mehr als 100.000 zukunftsweisenden Komponenten, Systemen und Lösungen in der Elektrotechnik, Elektronik und Automation gestalten sie Lösungen für die Welt von morgen. Heute ist das Spektrum ihrer Produkte enorm groß. Als weltweit agierender Marktführer befinden sich ihre Produkte in fast allen Bereichen des täglichen Lebens.

„Für die Erreichung unserer nachhaltigen Ziele sind unsere Mitarbeitenden unser wichtigstes Kapital. Ob in der Produktion, im Controlling, im Engineering oder in der IT – alle tragen einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft bei.“ So auch Gerald Lobermeier. Gerald Lobermeier ist als Programmleiter bei Phoenix Contact für die Bereitstellung hochwertiger Produktdaten verantwortlich. Das Unternehmen beabsichtigt, jedes Produkt so umfassend wie möglich in Daten abzubilden. Daraus resultieren neue, datenbasierte Geschäftsmodelle.
Neben neuen Dienstleistungs-Optionen zum Beispiel auf Basis von Augmented Reality evaluiert Herr Lobermeier u.a., wie Artificial Intelligence und Machine Learning in einem Industrieunternehmen Anwendung finden. Herr Lobermeier beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Enterprise Information Management und Produktinformationsmanagement. Darüber hinaus ist er verschiedenen Gremien (eCl@ss, ETIM, ZVEI, IEC) zu den Themen Klassifizierung und Standardisierung aktiv. Mehr erfahren wir im Interview.

 

Gerald, wie sieht die optimale PIM-Strategie aus?

Die optimale PIM-Strategie gibt es nicht. Sie ist immer abhängig von Geschäftsmodell und damit von den Anforderungen an PIM. Idealerweise integriert sich PIM in eine bestehende Datenarchitektur des Unternehmens.

 

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Vorteile eines Product Information Management (PIM)-Systems für Unternehmen?

Ein PIM-System bietet erhebliche Effizienzvorteile im Unternehmen: Publikationen wie Online- oder Printkataloge sind aus einer Quelle möglich. Zusammen mit einem MAM (Media Asset Management) und einem Übersetzungsmanagement wird Datendurchgängigkeit im Unternehmen möglich. Gleichzeitig mit einem PIM müssen die beteiligten Datenqualitätsprozesse analysiert und optimiert werden. Und davon profitiert letztendlich der Kunde.

 

Was sehen Sie als Ihre größte Herausforderung an beim Thema PIM?

Für mich persönlich steigen die Herausforderungen an das Thema PIM mit gesetzlichen Vorgaben, wie beispielsweise dem Digitalen Produktpass oder der Realisierung des digitalen Zwillings. Die Unternehmens-Datenlandschaft wird komplexer. Eine standardisierte Semantik kann helfen, Aufwände für Mapping und Schnittstellen zu begrenzen.

 

Welche Kanäle nutzen Ihre Kunden typischerweise, um sich über Ihre Produkte zu informieren?

Tatsächlich der Online-Katalog und in manchen Märkten auch noch der klassische Printkatalog. Der Großhandel bedient sich traditionell dem Standardformat BMEcat. Es steigen jedoch Nachfragen nach API’s zur Übermittlung von Produktdaten über Web-Aufrufe.

 

Welche Rolle spielt PIM bei der Verbesserung der Kundenerfahrung und wie können Unternehmen dies effektiv nutzen?

Richtig implementiert, kann ein PIM-System die Customer Experience durchaus verbessern, z.B. durch präzise und umfassende Produktinformationen. Kunden können leichter relevante Informationen finden, was zu einer höheren Zufriedenheit und einem positiven Markenimage führt.

 

Welche zukünftigen Entwicklungen oder Trends im Bereich PIM und digitale Prozesse für Kundenprogramme sehen Sie als besonders vielversprechend an?

Hier sehe ich 3 Punkte: Produktpräsentation, Omnichannel-Strategie und Automatisierung

Konsistente Produktpräsentation:
Durch die zentrale Verwaltung von Produktinformationen gewährleistet ein PIM-System, dass konsistente und genaue Daten auf verschiedenen Vertriebskanälen und Plattformen präsentiert werden.

Optimierung der Omnichannel-Strategie:
PIM ermöglicht es Unternehmen, ihre Produkte über verschiedene Vertriebskanäle hinweg zu präsentieren, was eine nahtlose Omnichannel-Erfahrung für Kunden – konsistente Informationen über alle Kanäle – unterstützt.

Automatisierung von Arbeitsabläufen:
Mit einer auf Automatisierung basierenden PIM-Lösung können Unternehmen sicherstellen, dass sie die die Vorteile von Datendurchgängigkeit in ihrer gesamten Wertschöpfungskette optimal nutzen.

 

Was verstehen Sie unter einem „Digitalen Produktpass“ und welche Rolle spielt er bei der Bereitstellung umfassender Produktinformationen für Kunden?

Der digitale Produktpass ist kein physisches Objekt, sondern fasst Anforderungen für die Informationsbereitstellung innerhalb der Circular Economy zusammen. Hierzu gehören Stoffinformationen, die Umsetzung der Batterieverordnung, die Verpackungsverordnung und natürlich der Product Carbon Footprint. Der digitale Produktpass ist Teil des digitalen Zwillings.

 

Was kann KI und was kann PIM?

PIM und Künstliche Intelligenz können sich sinnvoll ergänzen. Die Künstliche Intelligenz kann zwar keine Daten aus dem Nichts erschaffen, sehr wohl aber aus technischen Attributen verständliche Texte. Ich gehe davon aus, dass KI-Funktionen verstärkt in PIM-Systeme integriert werden. Heute ist das bereits über Maschinenübersetzung („Deepl“) der Fall. Zu beachten sind jedoch rechtliche Aspekte: wird eine öffentliche KI wie z.B. „OpenAI“ im Unternehmensumfeld genutzt, werden womöglich firmeninterne Informationen auch genutzt um eine öffentliche KI zu verbessern…