Finanzwesen

Statistisches Bundesamt meldet: Zahl der Firmeninsolvenzen steigt dramatisch an

Im ersten Halbjahr haben fast 25 Prozent mehr Firmen Insolvenz angemeldet als im Jahr zuvor. Die Forderungen der Gläubiger belaufen sich auf Dutzende Millarden Euro. Die meisten Insolvenzen entfielen dabei auf einen Wirtschaftsbereich.

 

 

Auch wegen der konjunkturellen Dauerflaute ist die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im ersten Halbjahr um fast ein Viertel gestiegen. Die Amtsgerichte meldeten nach endgültigen Ergebnissen 10.702 beantragte Unternehmensinsolvenzen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.

Das waren 24,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Forderungen der Gläubiger bezifferten die Gerichte auf rund 32,4 Milliarden Euro. Auch das ist ein deutlicher Anstieg: Im ersten Halbjahr 2023 waren es rund 13,9 Milliarden Euro.

Der Negativtrend dürfte in der zweiten Jahreshälfte anhalten: Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen legte im August um 10,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, so die Statistiker. Seit Juni 2023 liegt die Zuwachsrate damit im zweistelligen Bereich, mit Ausnahme des Juni 2024 (plus 6,3 Prozent).

Bei den Ergebnissen sei zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liege in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.

 

Besonders betroffen: Verkehr und Lagerei

Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im ersten Halbjahr 31,2 Pleiten. Die meisten Insolvenzen entfielen dabei auf den Wirtschaftsbereich Verkehr und Lagerei mit 60,9 Fällen. Danach folgten das Baugewerbe mit 47,4 und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (etwa Zeitarbeitsfirmen) mit 46,8 Fällen sowie das Gastgewerbe mit 40,8 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen.

Gestiegen ist in den ersten sechs Monaten auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Sie nahm um 6,7 Prozent zu auf 35.371.

Mit steigenden Firmenpleiten nehmen laut Allianz Trade auch Großinsolvenzen zu. Davon habe es im ersten Halbjahr bereits 40 Fälle gegeben. Das sei nicht nur der höchste Wert zum Halbjahr seit 2015, sondern auch über ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum.

Bekanntestes Beispiel einer Großinsolvenz ist die Esprit Europa GmbH, die Anfang Mai Insolvenzantrag gestellt hatte. Anfang August war bekannt geworden, dass der Modekonzern bis zum Jahresende alle seine 56 Filialen in Deutschland schließt. Rund 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren deshalb ihren Job.

„Aktuell gilt häufig: Wenn es kracht, dann richtig“, sagte Milo Bogaerts, Chef des Kreditversicherers für Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Große Insolvenzen haben oft einen Dominoeffekt auf viele Unternehmen in der gesamten Lieferkette“, erklärte der Manager.

 



Quelle: welt.de >>